Ein zweiter Start in’s Leben
Die Entenmutter und ihre Kükenschar liefen auf der Straße; aufmerksame Nachbarn beobachteten das lebensgefährliche Geschehen. Als sich die Ente direkt am Fahrbahnrand auf meiner Einfahrt niederließ, schauten sie nach dem Rechten.
Vier Küken waren in einen Gully gefallen – der Grund, warum die Ente nicht weiter zog. Zum Glück war der Gully trocken. Der Deckel wurde abgehoben und die Kleinen aus nicht unbeträchtlicher Tiefe heraufgeholt.
Man trieb die wiedervereinte Familie hinter die Hecke in meinen Vorgarten in der Hoffnung, sie schlügen nun einen sichereren Weg ein. Aber leider flog die Entenmutter auf, landete in meinem Garten und die Küken tippelten zwischen den Stäben des Gartentores hindurch hinterher. Der Anruf erreichte mich in einiger Entfernung: eine Ente mit 13 Küken in dem Garten eines Katzenasyls – keine schöne Vorstellung! Noch während ich mich auf den Heimweg machte, kam der Rückruf meiner Vogelspezialistin.
Wir besprachen die Örtlichkeiten und schnell war klar: Ente und Küken wären am sichersten in das Freigehege meines Katzengartenhauses zu treiben. Die Nachbarin kletterte mit einer Transportbox ausgerüstet über den Gartenzaun, sammelte 3 Küken ein und die restliche Schar incl. der Mutter liefen hinterher. Als ich ankam, saß die Ente völlig unaufgeregt im Gras, alle Küken unter sich wärmend begraben.
Das Gehege ist für ausgewachsene Katzen, aber nicht für 2 Tage alte Vogelküken konzipiert und so versuchten wir erst einmal alle eventuellen Schlupflöcher abzudichten. Ein Katzenklo wurde als Badewanne aufgebaut und schließlich für die Nacht ein Teil des angrenzenden Gartenhauses eingerichtet. Zum Glück gibt es reichlich Grünzeug bei mir, eingeweichte Haferflocken ergänzten den nicht ganz kompletten Speiseplan.
Ich war heilfroh, die Bande am nächsten Morgen munter vorzufinden und es war ein netter Anblick, die Kleinen im Wasser planschen und die Mutter relativ entspannt daneben zu sehen. Trotzdem hatte ich gehofft, die Tiere spätestens zum Abend abgeben bzw. an einem artgerechten Platz freisetzen zu können. Leider sind aber die Wildvogelauffangstationen um diese Jahreszeit völlig überfüllt und die Suche nach einem passenden Teich gestaltete sich schwierig. Unser Dorfweiher kam keinesfalls in Betracht, weil sich auf ihm nur Erpel befinden, an anderen Teichen war die Entenpopulation zu dicht um eine so große Familie zu tolerieren.
Schließlich fanden wir ganz in der Nähe eine wunderbare Seenlandschaft, die wir nach einigen mails und Telefonaten als geeignet erachteten. Am Samstagmorgen war es endlich soweit: die Entenmutter kam in eine Box, die Küken in die zweite; Transport und das Freisetzen erfolgten strikt nach sachkundiger Anweisung. Die Familie blieb beisammen und verschwand sofort im Schilfdickicht. Nun können die Kleinen noch einmal starten und wir hoffen, dass es einige in ein gutes Entenleben schaffen.
Ein Küken konnte nicht mit seinen Geschwistern ziehen. Neugierig hatte es sich bei mir von der Gruppe entfernt und leider doch einen Durchschlupf gefunden. Auf der anderen Seite des Geheges wartete schon mein Kater Nerone, der sich diesen „Leckerbissen“ nicht entgehen lassen wollte. Ich war zur Stelle und konnte ihm das Kleine abnehmen. Aber trotz sofortiger Erstversorgung, hielt es in der Entwicklung nicht mit den anderen Schritt. Am Freitag brachte ich es auf eine kompetente Pflegestelle, wo es nun inmitten einer Schar von anderen Waisenküken aufwachsen wird.
