Zum Gedenken: Aishas Geschichte

Aisha im Tierheim

Aisha kam kurz vor Weihnachten als Fundtier in’s Tierheim. Eine dieser alten, abgewrackten Katzen, deren Schicksale mein Herz bewegen. Abgemagert auf 2,2 kg, die Zähne verrottet, einen Tierarzt hatte sie jahrelang nicht gesehen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion und zusätzlich eine viel zu hohe Herzfrequenz liessen die Katze „auf Hochtouren laufen“. Die Katzenomi irrte mehr oder weniger im Delirium auf der Straße umher. Der Darmbefund, der dann noch kam, überraschte nicht mehr. Wir wussten, wie schwierig es sein würde, den entgleisten Stoffwechsel zu normalisieren bei einem Gesamtzustand, der sich derart im Mangel befand. Aber wir wollten und mussten es versuchen. Die Schilddrüsen- und Herztabletten zeigten schnell Wirkung und es war absolut rührend zu erleben, wie die Katze langsam zu sich kam.

Aisha nahm ihre Umgebung war, freute sich über ihre gemütlichen Plätze, die regelmässigen Mahlzeiten und sie genoss Streicheleinheiten. Voller Zutrauen legte sie ihre Wange in meine Hand. Die Katze war gut eingestellt, aber der ausgemergelte Körper hatte keine Kraft mehr, sich zu erholen.

In der Nacht auf den 18. Januar erlitt Aisha einen Gallenstau und eine Kolik. Ich versorgte sie sofort und hielt ihre Vorderpfoten bis sie tief und ruhig schlief. Am Morgen war sie aufmerksam und wirkte sogar ein wenig erholt. Aber die Erschöpfung war zu groß: Aisha verfiel in einen Dämmerzustand, aus dem sie nicht mehr erwachte; am Nachmittag schlief sie endgültig ein.

Ich bin froh, dass sie noch bei mir sein durfte; dass wir noch versuchen durften, ihr zu einem würdigen Lebensabend zu verhelfen. Dass es nicht gelang, lag nicht daran, dass die Katze so alt war, sondern an der unbeschreiblichen Vernachlässigung, die sie über Jahre in ihrem Zuhause erleiden musste. Was für eine Kämpferin muss die Katze gewesen sein, dass sie trotzdem so alt wurde!

Ich werde nicht aufhören, auf die einzelnen Schicksale dieser alten, vernachlässigten Tiere hinzuweisen. Immer in der Hoffnung dem einen oder anderen zu einer Wendung zum Guten verhelfen zu können. Und ich werde nicht müde werden, um diejenigen, die mir anvertraut werden, zu kämpfen.