Glück gehabt, kleine Elsa!

25. Sep. 2017

„Den kleinen Kerl hier haben wir gerade in unserem Kellerfensteraushub gefunden. Er ist nicht mager, er ist munter. Wir haben ihn in eine Kiste gesetzt und ihm zu Essen und zu Trinken gegeben. Hat er gut angenommen. Das Näschen ist feucht, die Augen sehen rund und klar aus. Aber er hat so komische weiße Krusten im Gesicht und um das Schnäuzchen. Deswegen wollten wir mal nachfragen, bevor wir ihn wieder laufen lassen.“

Diese Mail erhielt ich Ende Juli, und die Finder hatten absolut Recht mit ihrer Skepsis. Vor Ort fand ich ein Igelkind von gerade einmal 156g, das sehr wohl abgemagert und in den Flanken stark eingefallen war. Die „komischen weißen Krusten“ waren wie befürchtet Fliegeneier. Sie befanden sich nicht nur im Gesicht sondern zogen sich wie ein breites Band um den kompletten Hals. Der Igel musste entweder mit dem Kopf hängen geblieben, oder – was wahrscheinlicher war – von einem Hund in’s Maul genommen worden sein. Auf die Abschürfungen und Wunden setzten sich sofort die Fliegen und legten unzählige Eier ab.

Zum Glück waren noch keine Maden geschlüpft. Es war klar: die Eier mussten fort, und das geht tatsächlich nur, indem man sie mit einer Pinzette abzupft. Immer wieder benetzten wir die Stellen mit einer antibakteriellen Lösung und machten uns an die Arbeit. Einer hielt das Tierchen, das erstaunlich kräftig meckerte, strampelte und biss, während der andere zupfte. Es schien aussichtslos; bis tief in die Stacheln reichten die Nester.

Zum Glück fand sich nach etlichen Telefonaten eine versierte Pflegestelle. Obgleich Igel nicht gerne transportiert werden, war die recht weite Fahrt sicher ein wenig erholsam für den Kleinen. Bei der Fachfrau angekommen, ging die Prozedur nämlich genauso weiter. Zum Glück befand sie die Verletzungen als nicht gravierend. Der Allgemeinzustand des Tierchens, das sich als Igelmädchen entpuppte, war allerdings nicht gut: ausgetrocknet und abgemagert, war es wohl doch schon eine Zeit mit den Blessuren unterwegs gewesen. Trotzdem war die Prognose hoffnungsvoll. Die Finder traten den Heimweg mit dem Versprechen an, die Kleine nach der Genesung abzuholen.

14 Tage später war es so weit: inzwischen 340 g schwer, konnte Elsa die Heimfahrt antreten. Im Garten war ein alter Kaninchenstall zum Igelpflegeheim umgebaut worden. Nun galt es, ein Auswilderungsgewicht von ungefähr 600g zu erreichen. Dank eines exquisiten Futterangebotes, das auch Mehlwürmer beinhaltete, konnte man der Kleinen beim Größerwerden zuschauen. Bald konnte sie den Krankenstall gegen ein eigens angeschafftes Igelhaus tauschen.

Darinnen frisst und verweilt Elsa bis heute. Sie ist inzwischen zu einer stattlichen Igeldame von fast 1000g Gewicht herangewachsen. Mit ein wenig Glück bleibt sie am Ort und vielleicht besucht sie im nächsten Jahr ihre Lebensretter und stellt ihnen ihre Kinder vor. Ein paar Mehlwürmer werden dann ganz sicher für die ganze Familie vorrätig sein.

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