Der erste Winter im Warmen
Ich hatte Kater Ganymed im April vorgestellt, kurz nachdem er in die Falle gegangen war.
Seine Entwicklung hat meine kühnsten Träume übertroffen. Der junge Kater, der mir in den ersten Tagen das Netz der Abtrennung im Katzenzimmer durchgebissen hatte, entwickelt sich ganz zauberhaft. Hochsozial im Umgang mit den übrigen Katzen, geniesst er sein erstes Zuhause über alle Maßen. Drinnen kuschelt er sich in Decken und Körbe, draussen ist er ein begnadeter Jäger, verlässt aber den Garten selten. Er kommt auf Zuruf gelaufen, und manchmal kann ich ihn schon ein wenig streicheln. Ein süßer Fratz und wunderschön dazu. Richtig anstrengend ist allerdings sein Fressverhalten. Das Trauma der Unterversorgung sitzt tief: er frisst wie ein Wahnsinniger, und kein fremder Napf ist vor ihm sicher.
Leider ist Ganymed – trotz seines geringen Alters – nicht gesund. Der alte Bruch des Fußes kommt nicht zur Ruhe. Sobald der Kater ausreichend Vertrauen aufgebaut hat, um ihn problemlos anfassen und hochheben zu können, müssen wir ihn röntgen. Weitaus beängstigender aber ist der Umstand, dass er eine extrem starke Blutungsneigung der Schleimhäute hat.
Hatte er sich an dem unguten Platze, von dem ich ihn abgriff, vergiftet? Ist es ein systemischer Schaden? Wir wissen es nicht, und noch zeigt der kleine Silberpanther keine Defizite im Allgemeinbefinden. Aber ich werde ihn vorerst nicht vermitteln.
Der Kater hat sein Zuhause gefunden. Es gibt immer satt zu fressen, viele schöne Kuschelplätze, nette Katzenkumpels und – wenn gewünscht – einen Menschen zum Schmusen.
Mein schöner Ganymed – sei von Herzen willkommen!