Dem Andenken einer tapferen Kämpferin
Robin kam Ende März als Fundkatze in’s Tierheim. Anämisch von dem starken Flohbefall, massiv verwurmt und mit einer stark geschwollenen rechten Gesichtshälfte bot sie einen erbärmlichen Anblick. Die ehemals schöne, große, schwarze Katze wog gerade noch 3 Kilo. Am Ende ihrer Kraft hatte sie sich im Keller der Finderin wohl einen Platz zum Sterben gesucht.
Der Zahn mit der entzündeten Wurzel war bereits gezogen, als Robin zu mir kam. Sie fraß wie eine Wahnsinnige, aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis überhaupt ein Aufwärtstrend sichtbar wurde. Der große Abszess eröffnete sich, so dass wir nun auch lokal spülen konnten. Die sehr scheue, jedoch niemals bösartige Katze meisterte die Tierarztbesuche mit unglaublicher Tapferkeit. Die Schwellung ging zurück, das Auge wurde sichtbar, und Robin nahm schön an Gewicht zu. Die durch die Dauerantibiose angegriffenen Nieren wurden naturheilkundlich unterstützt. Die Kätzin zog in’s Katzengartenhaus, wo ihr Gras unter den Pfoten und die warme Sonne sichtbar wohl taten.
Wir wähnten sie auf einem guten Weg, waren aber beunruhigt, weil der Heilungsprozess stagnierte, und sich die Wunde nicht endgültig schloss. Die neuen Röntgenbilder bestätigten unsere Befürchtungen: die Entzündung war nun doch auf den Schädelknochen übergegangen und hatte diesen bereits stark angegriffen. Eine Fortführung der Antibiose war aufgrund der weiter angestiegenen Nierenwerte ausgeschlossen. Wir ließen die bewundernswerte Kämpferin nicht wieder erwachen.
Robins Schicksal zeigt einmal mehr, wie falsch die noch immer weit verbreitete Annahme ist, verwilderte Hauskatzen könnten im Freien ein gutes Leben haben. Krank und geschwächt von Mangelernährung und vom Parasitenbefall, hatte der ausgemergelte Körper anderen Erkrankungen nichts mehr entgegen zu setzen. Die Kätzin musste lange starke Schmerzen gehabt haben. Sie wäre langsam und qualvoll in irgend einem Gebüsch verendet, hätte sie nicht Zuflucht in dem Keller gesucht. Dort traf sie zum Glück auf Menschen, die nicht wegschauten. Es kostete diese einige Mühe, Robin zu sichern und zum Tierarzt zu bringen.
Umso mehr schmerzt es, dass wir ihr Leben nicht retten konnten. Aber wir vermochten zu lindern und zu bessern; die Katze – wenn auch nur für kurze Zeit – spüren zu lassen, dass sie behütet und versorgt wurde. Robin musste nicht mehr kämpfen und am Ende durfte sie friedlich einschlafen.