Adieu,
ma Grande Dame
Miss Pizzi kam im November 2013 zu mir. Ihr Zustand war erbarmungswürdig. Die unbehandelt gebliebenen Verletzungen eines schweren Unfalls hatten sie zum Krüppel gemacht, der chronische Katzenschnupfen, eine Schilddrüsenüberfunktion und eine Herzschwäche belasteten ihr Sein in hohem Maße. Trotzdem hatte sich die damals bereits zweistellig alte Katzendame ihren Stolz und ihre Würde bewahrt.
Schnell lebte sie sich ein, genoss die Linderung ihrer Leiden genauso wie ein behagliches Heim. Die anderen Katzen akzeptierte sie, achtete aber immer auf eine gewisse Distanz. Sie wurde respektiert, manchmal ein wenig gefürchtet – eine Matrone im besten Sinne des Wortes. Die Bindung zu mir wuchs Jahr um Jahr. Sie war bereits innig, erlangte dann aber durch die intensive Palliativbehandlung der letzten Wochen eine Tiefe, wie sie zwischen Mensch und Tier selten vorkommt. Miss Pizzi bestand auf ihrer Eigenständigkeit, sie mochte es nicht fremdbestimmt zu werden. Die Spritzen und Medikamentengaben akzeptierte sie aber wie selbstverständlich.
Bereits im Januar ließ uns ein Wert im Blutbefund ein tumoröses Geschehen befürchten. Die umfängliche Ultraschalluntersuchung blieb jedoch noch ohne Ergebnis. Im Mai erwies sich die schlimme Umfangsvermehrung am rechten Unterkiefer als Speicheldrüsenzyste, die sich zum Glück eröffnete. Im Juni zeigte sich dann, wo der Tumor saß: Miss Pizzi hatte ein Lymphom in der Blase, und es waren ganz sicher schon andere Organe befallen. Die fein abgestimmte Therapie unserer Tierärztin ermöglichte der Katze noch einige gute Wochen. Nun kamen schwere epileptische Anfälle hinzu. Geschwächt von den Krämpfen und ständig in Gefahr zu ersticken, mochte die stolze Kämpferin trotzdem nicht aufgeben. Wir haben die Entscheidung für sie getroffen, und ich denke sie wird uns verzeihen.
Miss Pizzi war eine ganz außergewöhnliche Katzenpersönlichkeit. Ich habe sie geliebt und verehrt für ihre Kraft und Tapferkeit. Sie fehlt.