Thilda, ich werde Dich vermissen!
Der jährliche Alterscheck im Oktober verlief außerordentlich zufriedenstellend. Mathilda hatte ein schönes Gewicht, und die Blutwerte waren fast alle in der Norm. Die geringgradig erhöhten Leberwerte machten uns zunächst wenig Sorgen, weil die Katze keinerlei Symptome zeigte. Das änderte sich zu Beginn dieses Monats. Zunächst war es der nicht mehr vollständig leer gefressene Napf, dann mochte sie ihre Lieblingsfutter nicht mehr. Zwar fand ich Ersatz, aber die ältere Katzendame baute innerhalb weniger Tage massiv ab. Die Untersuchung ließ uns zunächst einen Atemwegsinfekt vermuten, jedoch schlugen die Medikamente nicht an wie erhofft.
Gestern Abend zeigte sich Mathilda ungewöhnlich verschmust und zugewandt. Da wusste ich, dass wir Abschied nahmen. Lange saß ich bei ihr, hielt ihren Kopf, bürstete sie, was sie sichtbar genoss. Sogar eine Infusion konnte ich ihr geben. Aber ihr war schrecklich übel, und fressen mochte sie gar nicht mehr.
Die heutige Ultraschalluntersuchung zeigte eine hochgradig tumorös veränderte Leber. Mit einem Seufzer schlief die Kätzin innerhalb von wenigen Minuten ein.
Mathilda und ihre Gefährten (zum Artikel) mussten den Großteil ihres Lebens als Straßenkatzen verbringen. Umso mehr freute es mich, wie gut sie das Leben in unserem Haushalt annahm. Sie genoss den Komfort, taute auf, zeigte durchaus auch einmal ein nicht vermutetes Selbstbewusstsein gegenüber den anderen Katzen.Wir hatten unsere kleinen Rituale, sie hörte auf ihren Namen und ließ vorsichtige Berührungen zu. Ich hätte mir gewünscht, dass das noch eine Weile so geblieben wäre. Gerne hätte ich die zarte Seniorin ein wenig länger verwöhnt.
Es sind immer die scheuen, stillen Tiere mit den traurigen Lebensgeschichten, die das Herz ganz besonders berühren und ein kleines Stück davon mitnehmen.
Thilda, ich danke Dir für Dein Vertrauen und hoffe, ich konnte Dich ein wenig entschädigen für die vielen Jahre voller Entbehrungen.