Love on first sight – Fanja

20. Jul. 2022

Es war ihr Blick, der mich sofort mitten ins Herz traf. In ihm lagen die Erschöpfung der langen Reise, schwere Krankheit und Leiden. Aber auch Sanftmut und ein unglaubliches Vertrauen.

Eine lebenskluge Kätzin, der in ihren ungefähr vierzehn Jahren vieles – sicher nicht nur Gutes – begegnet war. Trotzdem hatte sie ihre Zuversicht nicht verloren.
Fanja war mehr tot als lebendig, als sie Mitte Mai aus der Ukraine bei mir ankam. Ein massiver bronchialer Infekt, der im Ansatz sicher schon länger bestanden hatte, ließ sie kaum Luft bekommen. Ihr ehemals viel zu dicker Körper, war von der erschwerten Atmung unförmig aufgetrieben, die völlige Blockade von Becken und Hinterbeinen ließ auf einen alten, unbehandelt gebliebenen Unfallschaden schließen. Die beiden noch vorhandenen Zähne waren hoch entzündet, sie hustete stark und fraß kaum. Der Blutbefund war in den Organwerten so schlecht nicht, aber das weiße Blutbild wies große Defizite auf, der Test auf die viralen Katzenkrankheiten ergab FIV+.

Aber die Miez wollte leben, und es zeigten sich Tag um Tag kleine Fortschritte. Der Schock war groß, als, kaum dass die Bronchien etwas freier waren, ein Herzgeräusch hörbar wurde. Im Ultraschall sahen wir ein schwer krankes Herz; die Prognose war schlecht.    Aufgabe war keine Option! Unter der neuen Medikation stabilisierte sich die Atemfrequenz und wurde deutlich ruhiger. 

Als habe ich geahnt, dass Fanjas Zeit beschränkt sein würde, tat ich vom ersten Tag an alles um es ihr so gut wie irgend möglich zu machen. Ich glaube, sie hat jeden Moment gemocht. In ihrer bescheidenen, unaufdringlichen Art eroberte sie sich die schönsten Plätze und es erfüllte mich mit zärtlicher Freude, sie wohl und behaglich zu sehen. Ihr stilles Selbstbewusstsein war erstaunlich, ihre große Dankbarkeit zutiefst anrührend. Wenn immer ich da war, suchte sie meine Nähe und ließ keine Gelegenheit aus auf meinen Schoß zu klettern.

Nachts schlief sie in meinem Arm. Ich war selten zuvor einer Katze vom ersten Moment an so innig verbunden.

Wie durch ein Wunder schritt auch die Genesung voran, und wir konnten den Infekt komplett ausheilen. Trotzdem vertrug Fanja die notwendige Nachimpfung gegen Tollwut gar nicht. Ihr Zustand verschlechterte sich dramatisch. Aber auch diese Krise schien sie zu meistern. Das Fieber ging zurück, die Kämpferin begann wieder zu fressen. Ich konnte glücklicher kaum sein, als sie mittags ihren Napf komplett lehrte und sich dann satt und zufrieden auf meinem Schoß putzte. Tief und fest schlief sie in ihrem weichen Korb auf der Gartenbank ein.

Gerade einmal zwei Stunden später fand ich sie tot unter einem Busch. Ausgestreckt als wäre sie einfach so zur Seite umgefallen.

Noch immer kann ich es kaum glauben und mache mir große Vorwürfe. Hatte ich etwas übersehen? Hätte ich mit der Impfung warten sollen?

Ein elendes Siechtum und Sterben in den Straßen einer zerbombten Stadt konnte ich Fanja ersparen. Aber es hatte doch ein schöner Lebensabend werden sollen, behütet, versorgt und in Frieden!

Es tut mir so unendlich leid um diese ganz besondere Katzendame, und ich vermisse sie ganz furchtbar.

 

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