Gany, es war doch viel zu früh.
Seit ich den Kater aufnahm, machte ich mir Sorgen, dass ich zu alt sei für so ein junges Tier. Wo hätte er einen neuen Platz gefunden, wenn mir etwas zugestoßen wäre? Jetzt ist es Ganymed, der nicht mehr bei uns ist. Mit gerade einmal 7 höchstens 8 Jahren starb er an einem hochaggressiven Darmtumor.
Anfang August freuten wir uns noch über seine schönen Blutwerte. Er hatte abgenommen seit dem letzten Sommer, war da aber auch zu pummelig gewesen. Doch der Gewichtsverlust schritt rasend und sichtbar voran. Eine Ultraschalluntersuchung brachte schlimme Gewissheit.
Zunächst beschloss der Kater seinen letzten Weg alleine, ohne meine Begleitung, zu gehen. Er kam nicht mehr ins Haus, oft wusste ich nicht, wo er sich aufhielt. Ich stellte überall Wassernäpfe auf; wenn ich ihn entdeckte, bot ich ihm sein geliebtes Putenfleisch mit einem abgestimmten Palliativmedikament an. Abgemagert und geschwächt bot er ein erbärmliches Bild, war aber noch überraschend flink auf den Beinen. Es war lange unmöglich ihn abzugreifen, und es wäre auch verfrüht gewesen.
Allmählich lag er dann doch wieder auf den gewohnten Plätzen auf der Gartenbank und im Regal und forderte seine Minimahlzeiten ein. Gany genoss die warmen Spätsommertage noch sehr, nachts fand er sicheren Unterschlupf im Stroh des alten Kaninchenstalls, auf das ich eine Decke gelegt hatte.
Seit gestern konnte er seinen Durchfall nicht mehr kontrollieren, heute Morgen ließ er sich fast widerstandslos in die Transportbox setzen.
Ganymed war nicht nur wunderschön sondern auch ein äußerst sozialer Kater. Jedem bot er seine Freundschaft an, weshalb es mir weh tat, dass sowohl Stubbi als auch Sammy ihn anfangs extrem mobbten. Es war wohl seine scheue, zarte Art, mit der sie nicht zurechtkamen. Gerade diese ließ mich ihn aber natürlich besonders lieben. Wenn er mich mit seinen großen Kinderaugen voller Angst ansah um dann doch den Kopf in meine Hand zu legen, ging mir das Herz auf.
Seit Nerones Tod hatte Gany keinen wirklich passenden Katzenfreund mehr. Dieser hätte nun Occhio werden sollen. Es kam anders. Ich bin noch immer fassungslos und tief traurig.
Sein Körper ruht in einem wunderschönen Garten, seine Seele nimmt einen bedeutenden Platz in meinem Herzen ein.