Eine Katzenklappe für Señora
Seit Tagen ging es der alten Katzendame nicht sehr gut: sie fraß wenig, wirkte müde und die Atmung war deutlich beschleunigt. Vor allem aber saß sie stundenlang in dem kleinen Auslauf des Katzenzimmers und träumte in die Ferne. Mir war klar, dass Señora doch noch einmal eine Zeit ohne räumliche Beschränkung haben wollte.
Zweimal schon hatte ich erfolglos versucht, die Katze mit der Gruppe zu vergesellschaften; im Gartenhaus mit kleinem Freilauf ängstigte sie sich über alle Maßen. Ausgerechnet jetzt, wo es Señora gesundheitlich nicht mehr gut geht, sollte ich sie unkontrolliert laufen lassen? Die Untersuchung beim Arzt zeigte einen Infekt und leider eine deutliche Anämie. Die Therapie schien anzuschlagen, aber glücklich wirkte die alte Katze nicht.
Tagelang wog ich ab, dann konnte ich dank der großartigen Unterstützung eines ehemaligen Kollegen innerhalb kürzester Zeit eine Katzenklappe in das Gitter des Auslaufs bauen. Es dauerte nur wenige Minuten bis Señora verstand und in den Garten entschlüpfte. Dort verbrachte sie die wunderschönen Spätsommertage unter Büschen oder im Heu des Komposthaufens. Nachts holte ich sie herein, was sie nur widerwillig duldete.
Der Kräfteverfall schreitet voran; trotzdem wirkt die alte Katze entspannt und über weite Strecken glücklich. Inzwischen sind alle Klappen innerhalb des Hauses geöffnet und Señora hat auch den Weg nach oben gefunden. Während ich diesen Text verfasse, liegt sie schlafend auf meinem Schoß. Deutlicher hätte sie mir nicht zeigen können, dass ich richtig entschieden habe. Es reicht nicht aus, den Katzen ihre körperliche Existenz zurück zu therapieren. Das Ziel muss immer ein LEBEN im Sinne von “Lebensqualität” sein. Vor mir liegen anstrengende Tage – mit ein wenig Glück auch Wochen. Señora genießt hoffentlich ihre letzte Zeit als eine Katze, die selbst entscheiden kann, wohin sie geht.
Der Weg Señoras in den Garten - die neue Katzenklappe
Señora kuschelt sich draußen in einen Heuhaufen
