Krank und/oder alt = chancenlos?

27. Jun. 2014
Alt, krank - unerwünscht?

Alt, krank – unerwünscht?

Seit Jahren beobachten wir einen dramatischen Anstieg an Tieren, die krank und verwahrlost ausgesetzt oder von ihren Besitzern abgegeben werden.

Oft, aber keinesfalls immer, sind es zudem ältere oder sehr alte Tiere. Leider nimmt gleichzeitig die Zahl der Menschen, die nicht nur den Willen, sondern auch die Möglichkeiten haben, diesen Tieren noch einmal ein Zuhause zu geben, stark ab.

Eine Schere, die immer weiter auseinander geht und die uns traurig macht angesichts der vielen wunderbaren Geschöpfe, die Monate, oft Jahre im Tierheim verbringen müssen und manchmal auch dort sterben.

Mir scheint das Problem bei Katzen ganz besonders ausgeprägt. Gründe dafür sind u. a.

  • Ignoranz, sein Tier rechtzeitig kastrieren zu lassen
  • verantwortungslose Vermehrer und Züchter, die um eines kleinen Profites willen Unmengen von Kitten »produzieren« und nicht selten Überzählige aussetzen
  • und letztlich Menschen, die Tiere von diesen und anderen unseriösen Quellen kaufen

Sie schaffen gemeinsam einen »Markt des Überflusses«, auf dem der kleinste Makel, ein etwas fortgeschrittenes Alter oder nur die »falsche« Fellfarbe (schwarz) die Chancen auf ein Zuhause drastisch verringern.

Und es sind immer wir Menschen, die die psychischen Störungen und Erkrankungen bei unseren Haustieren verursachen. Es ist ein großer Irrtum, zu denken, eine Katze liefe im Alltag »so mit« und ein noch größerer, dass eine Katze wenig Kosten verursacht und nicht krank wird. Der überwiegende Teil der Katzen in den Tierheimen besteht aus den unschuldigen Opfern genau dieses Irrglaubens: ausgesetzt oder abgegeben, wenn sie lästig oder durch mangelnde Fürsorge und nicht artgerechte Fütterung krank geworden sind.

Wer anderes als auch Menschen könnte versuchen, wieder gut zu machen?

Natürlich bilden ein großes Herz oder gar Mitleid keine solide Grundlage zur Aufnahme eines solchen Schützlings. Ausreichend Zeit, ein passendes Umfeld mit beständigen Abläufen, der Wille sich mit den Bedürfnissen des Tieres und dessen Krankheit auseinander zu setzen und – leider – auch gesicherte finanzielle Verhältnisse sind unabdingbar. ABER: sind das nicht die Grundvoraussetzungen, die vor jeder Aufnahme eines Tieres – egal woher und egal wie alt – erfüllt sein sollten?

Sie benötigen keine medizinischen Kenntnisse – dafür haben Sie ihren Tierarzt. Wichtig ist, dass Sie jede Veränderung an Ihrem Tier bemerken und dann entsprechend reagieren. Auch Katzenanfänger dürfen sich ein krankes oder behindertes Tier zutrauen, wenn sie bereit sind, sich an das Management, das ja mitgegeben wird, zu halten.

Bleibt noch das häufigste Argument, den vorhersehbaren baldigen Verlust des liebgewonnen Gefährten nicht verkraften zu können. Bitte prüfen Sie sich einmal genau: Ich bin sicher, viele von Ihnen könnten es doch!

Es macht Freude, Kätzchen heranwachsen zu sehen. Zu erleben, wie ein kranker Senior aufblüht, wenn man ihm Linderung verschafft und Pflege angedeihen lässt, ist eine Erfahrung, die nicht in Wörter zu fassen ist.

Die Dankbarkeit, die diese Tiere zeigen, wenn sie sich endlich in Sicherheit und geliebt wissen, ja nur der Anblick eines scheuen Tieres, das sich – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben – in einem sauberen Korb entspannt zusammenrollt, sind nicht zu beschreiben. Und wenn dann die Krankheit nicht mehr aufzuhalten ist, ist es nicht mehr Angst vor Tod und Verlust, die die Gefühle beherrscht. Jetzt ist die Dankbarkeit auf unserer Seite: dafür, dass das Tier bei uns war, uns sein Vertrauen geschenkt hat, und dass es aus einem Zuhause voller Liebe und Fürsorge seine Reise antreten kann.

Es sind Tausende, die in den Heimen auf diese Chance warten. Solche, die mit ihrer Erkrankung noch viele Jahre gut leben können und auch die, denen nur noch wenige Monate oder gar Wochen gegeben sind.

Sie alle möchten die ihnen verbleibende Zeit in einem Zuhause verbringen.

Ich hoffe, dass mein Artikel helfen kann, dem einen oder anderen Notfalltier zu einem solchen zu verhelfen.

Gewidmet ist der Beitrag Kater Homer, der am 27.Juni vor einem Jahr eingeschläfert wurde. Der entzückende, zarte Kater war vor dem Tierheimtor ausgesetzt worden. Homer hatte nur einen Wunsch: endlich einmal anzukommen. Wenn ich ihm begegnete, schien es mir, als könne ich seine Sehnsucht »mit den Händen greifen«. Sie wurde nicht erfüllt. Der Kater hatte von jedem »Mangel« ein bisschen: er war mit ca. 8 Jahren nicht mehr jung (auch nicht alt); er war schwarz; er war nicht immer einfach im Umgang und er war nicht ganz gesund. Homers Euthanasie erfolgte aufgrund einer eindeutigen medizinischen Indikation und erlöste ihn von starken Schmerzen.

Ich bin sicher, dass er noch lebte, wenn er ein sorgfältiges Zuhause gefunden hätte. Der hochsensible Kater konnte nicht mehr sehnend warten. Seine gebrochene Seele starb und überließ den Körper der tödlichen Krankheit.

Ich hoffe Homer, Du bist dort, wo Du jetzt verweilst, endgültig angekommen.

In Gedenken …

In Gedenken …

… an Homer.

… an Homer.

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