Alt, krank, abgeschoben

5. Jun. 2021

Krümels/Kenobis Geschichte: Nach sicher vielen Jahren ohne tierärztliche Versorgung wurde der Kater im August 2020 akut erkrankt in einer Praxis vorgestellt. Neben der symptomatischen Behandlung wurden eine weiterführende Diagnostik und Therapie zwingend empfohlen; unter anderem befanden sich die Zähne schon damals in einem katastrophalen Zustand. Der Patient wurde nicht mehr gebracht, und die Halter warteten 8! Monate bevor sie ihn im Tierheim abgaben. Die ziemlich empathielos vorgetragene Begründung lautete „der Kater sei zu teuer“.

Der 15-jährige Senior verstand die Welt nicht mehr, und sein Zustand war erbarmungswürdig. Erbrechen, Durchfall und die Abmagerung ließen ein gravierendes Magen-Darmproblem vermuten, der stinkende Speichel aus dem Maul hing ihm im Fell, und das Herzgeräusch war deutlich zu hören. Inzwischen liegen die Befunde vor: Krümel ist Diabetiker, schwer herzkrank und die Ultraschalluntersuchung zeigte Umfangsvermehrungen an der Leber und gewebliche Veränderungen der Darmschleimhaut. Der Verdacht lautet „Lymphom“ – keine schöne Diagnose.

   

Bei mir angekommen, bekam der nette alte Herr erst einmal einen neuen Namen. Einen (ehemals) großen Maine Coon-Kater „Krümel“ zu nennen zeugt von einem gewissen Humor, ist aber inzwischen nicht mehr angemessen. Als (Obi Wan) Kenobi wird der Palliativpatient die Zeit, die ihm noch bleibt, bei mir verbringen, und wir werden alles tun, ihm diese so beschwerdefrei und gut wie irgend möglich zu machen.

Dazu gehört, dass wir ihm die Zähne sanieren ließen. Bei einem Kater, dessen Lebenserwartung völlig ungewiss ist, keine einfache Entscheidung für einen Tierschutzverein. Aber die wenigen Tage, die seit der Operation vergangen sind, rechtfertigen sie in jeder Beziehung. Kenobi frisst mit großem Appetit,  und sein äußeres Erscheinungsbild ist um ein Vielfaches besser.

Der Diabetes ist in der Remission, die Nierenschwäche abgefangen, die Darmgesundheit stabilisiert. Nun heisst es „leben“ und das tut er inzwischen.

Stromerte der Senior anfangs rastlos suchend und oftmals laut schreiend im Garten umher, ist er inzwischen angekommen. Typisch Maine Coon, verbringt er viel Zeit draußen auf seinen Lieblingsplätzen, kommt aber auch in’s Haus um sich Streicheleinheiten abzuholen. Nachts schläft er an meiner Seite. Er liebt Baldriankissen und ab und an spielt er sogar. Die Integration in die Katzengruppe verlief relativ reibungslos, auch wenn die Anderen (die kleine Pia ausgenommen) noch immer Respekt vor dem großen Zottel haben.

Die Jahre ohne medizinisches Management und die erduldeten Schmerzen fordern zweifelsohne ihren Tribut. Kenobi wirkt älter als er ohnehin ist und sieht auch entsprechend aus. Seine letzte Zeit darf er nun in seinem eigenen Rhythmus verbringen; wohl versorgt, unterstützt und geliebt. Möge ihm das mit den Tumoren noch eine ganze Weile möglich sein!

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